13. Herbstliche Pilztage
An der Tagung im NUZ in Unterlauterbach nahmen von unseren nunmehr insgesamt 59 Mitgliedern 23 teil. Die Verpflegung - Einkauf, Zubereitung, Aufräumen etc. – wird ausschließlich von Mitgliedern bewerkstelligt und schmiedet das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Obwohl Mykologen Regen gewöhnlich begrüßen, da das Pilzwachstum gefördert wird, waren alle begeistert von dem herrlichen, frühherbstlichen Nebelschleiern, die am Freitag nach der Sonneneinstrahlung verschwanden und von der Höhe oberhalb von Würschnitz die Sicht ins Obere Vogtland auftaten.
Das Exkursionsgebiet war der Görnitzer Wald. Warum nach doch recht ergiebigem Regen der gewohnte Pilzreichtum ausblieb, ist rätselhaft. Doch immerhin ergab das Sammeln durch viele Leute insgesamt 72 an diesem Tag sicher bestimmte „Groß“pilzarten und 20 phytoparasitische Pilze.
Nach einem köstlichen Mittagessen beim „Kartoffelwirt“ Wilfert in Unterwürschnitz – kein Krümel blieb auf dem Teller – wurden am Nachmittag die Pilze bestimmt, ausgelegt und benannt.
Als besonders erwähnenswert gelten zwei Arten von Erdsternen und der Fund der beiden parasitischen Zwitterlingsarten auf Schwarztäublingen.
Der Abend wurde gemütlich mit Feuerschale und Gulaschsuppe aus dem Kessel beendet.
Am Sonnabend bei fast sommerlichem Wetter trafen sich die Teilnehmer zur Exkursion ins Tal zwischen Arnoldsgrün und Marieney.
Die Funde waren wiederum überschaubar, der Regen hatte noch nicht die gewünschte Wirkung entfalten können. Erwähnenswert an diesem Tag der Fund des Sägeblättrigen Ritterling (Tricholoma viridilutescens) und des Verbogenen Milchlings (Lactarius flexuosus) - zwei eher seltenere Pilzarten.
Nach der Fundbestimmung und dem Auflegen der Pilze, gab unser Referent und Gast Stefan Zinke Interessierten, vor allem für die „Nachwuchspilzberater“ einen kleinen Workshop über die Arbeit mit Bestimmungsschlüsseln. Vielen Dank dafür.
Am Abend wurde der Grill angeworfen und alle Mitglieder mit Leckereien versorgt. Am Feuer wurde noch lange gefachsimpelt.
Am Sonntag gab es für uns zwei spannende Vorträge. Den ersten Vortrag hielt unser Gast Stefan Zinke aus Dresden, Leiter der Fachgruppe Mykologie vom Naturschutzbund und Experte für Champignons, Ritterlinge und Tintlinge. Als Thema hatten wir die Champignons gewählt. Wir erfuhren, dass es inzwischen in Deutschland an die 100 Arten Champignons gibt. Stefan stellte uns die Artenaggregate und einzelne Vertreter vor und erzählte uns von den Schwierigkeiten, Champignons bis auf Art-Ebene zu bestimmen. Ein großer Teil des Vortrags befasste sich auch mit der Problematik, dass essbare Champignons das giftige Cadmium einlagern. Dazu lernten wir einiges über Grenzwerte und welche Arten besonders gute „ Cadmium-Sammler“ sind.
Der zweite Vortrag wurde von unserem Vereinsmitglied Frank Fischer zum Thema „Risspilze“ gehalten. Auch diese Gattung umfasst zahlreiche Arten. Risspilze sind im Vergleich zu z.B. Steinpilzen eher kleine Pilze, die praktisch überall wachsen. Auch in dieser Gattung bedarf es viel Übung, Erfahrung und der Mikroskopie, um einzelne Arten unterscheiden zu können. Gute Speisepilze gibt es bei den Risspilzen nicht, dafür aber tödlich giftige Arten, wie z.B. den Ziegelroten Risspilz. Wichtig für die Bestimmung ist, dass der Stiel beim Entnehmen des Pilzes nicht angefasst wird. Denn dort können sich, entweder im oberen unteren Stielbereich, feine Härchen befinden, die bei Berührung zerstört werden. Frank schloss seinen Vortrag mit sehr schönen Aufnahmen eigener Funde ab.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an beide Referenten!
Grüner Anistrichterling (Clitocybe odora)
Angebrannter Rauchporling (Bjerkandera adusta)
Unser "fränkischer" Thomas fand die schönste Krause Glucke des Tages. Er wurde danach auch sofort mit vogtländischen Gepflogenheiten konfrontiert - bei uns hat fast jeder
einen Spitznamen - an diesem Tag wurde er nur noch "Glucken-Thom" genannt ;)
Krause Glucke (Sparassis crispa)
Einer der wenigen Röhrlingsfunde der Schönfußröhrling (Caloboletus calopus)
Perlpilz (Amanita rubescens)
Zitronengelbes Reisigbecherchen (Calycina citrina)
Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa)
Cornelius freute sich riesig über seinen persönlichen Erstfund des Stäubenden Zwitterlings auf Schwarztäubling!
Ein nicht so häufiger Milchling - Lactarius flexuosus, der Verbogene Milchling
Beim Kartoffelwirt in Unterwürschnitz
Fachsimpeln am Lagerfeuer
Tag 2, Exkursion 2 - zwischen Arnoldsgrün und Marieney
Grüngefelderter Täubling (Russula virescens)
Königsfliegenpiz (Amanita regalis)
Sehr seltener Ritterling im Vogtland - Tricholoma viridilutescens - der Sägeblättrige Ritterling
Die Körbe wurden voller - die kleinen Funde kommen in Büchsen oder Kästchen, damit sie unversehrt bleiben.
Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum)
Wieseltäubling (Russula mustelina)
Wolliger Milchling (Lactifluus vellereus)
Fichtensteinpilz (Boletus edulis)
Nordischer Schwammporling (Climacocystis borealis)
Text: Brigitte Gerischer, Cornelius Müller und Sandra Heymann
Fotos: Anne Baumgärtel, Hans-Jürgen Grziwa, Sandra Heymann, Jochen Michael und Claudia Rudolph